Hintergrundwissen zu Porzellan
Porzellan gilt als das edelste und kostbarste Erzeugnis im Bereich der Tonkeramik. Im Unterschied zu den mitunter recht rustikal anmutenden Steingut-, Steinzeug- oder Irdenwaren sind Porzellangegenstände fein, dünnwandig, lichtdurchlässig und dennoch erstaunlich hart.
Früher war Porzellan so begehrt und gleichzeitig so teuer, dass es zum einem echten Luxusgut mit dem Beinamen weißes Gold wurde. Aber wo kommt Porzellan eigentlich her? Seit wann werden Porzellangegenstände angefertigt? Und warum heißt Porzellan eigentlich Porzellan?
Die folgende Übersicht verrät interessantes Hintergrundwissen zu Porzellan:
Inhalt
Die Ursprünge des Porzellans
Die Geschichte des Porzellans beginnt im 7. Jahrhundert in China. Hier entstanden seinerzeit die ersten Porzellangegenstände, angefertigt von einigen wenigen Herstellern. Die Kostbarkeiten aus dem edlen Material stießen auf große Begeisterung und waren sehr begehrt, aber auch sehr teuer.
Deshalb hüteten die Porzellanhersteller lange Zeit die Geheimnisse, wie Porzellan zusammengesetzt ist und wie die edlen Gegenstände angefertigt werden, gut. Außerhalb von China blieb Porzellan unbekannt. Erst als Marco Polo um 1300 auf einer seiner Reisen Tafelgeschirr kennenlernte und das edle weiße Material aus China mitbrachte, erwachte auch in Europa allmählich das Interesse an Porzellan.
In China wurde indessen an den Techniken gefeilt und während der Ming-Dynastie im 14. Jahrhundert erreichte das Porzellan einen neuen Qualitätsstandard. So wurden die Porzellanteile mit feinen Dekoren und filigranen Malereien mit Drachen-, Fisch-, Pflanzen- und Blütenmotiven verziert. Die Farbpalette erweiterte sich um Kobaltblau, das aus dem heutigen Irak importiert wurde, und auch die Glasurtechniken wurden feiner.
Das Porzellan in Europa
Ab dem 16. Jahrhundert wurde Porzellan über verschiedene Handelsrouten nach Europa transportiert. Der Adel entdeckte das edle Material für sich und war bereit, viel Geld für das Geschirr, die Vasen und andere Kunstgegenstände zu bezahlen. Als riesengroßer Fan von Porzellan entpuppte sich der sächsische König August der Starke. Dies wiederum war das große Glück von Johann Friedrich Böttger.
Der Alchimist hatte nämlich von sich behauptet, echtes Gold produzieren zu können. Also hatte ihm der König einen entsprechenden Auftrag erteilt. Doch nachdem sich Böttgers Versprechen als unhaltbar erwiesen, ließ er sich von dem Naturwissenschaftler Ehrenfried Walther von Tschirnhaus dazu überreden, an der Porzellanherstellung zu forschen. Tatsächlich waren die beiden erfolgreich.
Sie entschlüsselten die chinesische Rezeptur und fertigten ein erstes Porzellangefäß an. So kam der sächsische König doch noch zu seinem Gold, auch wenn es nicht das Edelmetall, sondern das „weiße Gold“ war. Tschirnhaus verstarb kurze Zeit später, während Böttger weiter forschte und 1710 die Leitung der neu gegründeten Porzellanmanufaktur in Meißen übernahm.
Die Entschlüsselung der Porzellanrezeptur war zugleich der Startschuss für den endgültigen Siegeszug des Porzellans in Europa. Porzellan besteht hauptsächlich aus dem feinen, eisenfreien Gestein Kaolin. Da Kaolin weiß ist, wird es auch als weiße Erde bezeichnet.
Die Suche nach Kaolinvorkommen lief auf Hochtouren, denn viele europäische Städte und Adelshäuser wollten ebenfalls in die Porzellanproduktion einsteigen. Nach und nach nahmen so unter anderem in Wien, in London, an der Weser, in München und in Berlin Porzellanmanufakturen ihre Arbeit auf.
Porzellan vom Luxusgut zur erschwinglichen Massenware
Während in China Tafel- und Teegeschirr aus Porzellan gefertigt wurde, nutzte der Adel in Europa das Porzellangeschirr anfangs, um daraus Kaffee und Kakao zu trinken. In Preußen wiederum wurde das Dessert auf Porzellan serviert, denn das feine, zarte Material passte perfekt zu den delikaten Süßspeisen. Das Essgeschirr war damals meist ein Service aus Silber oder Gold.
Schon bald stellte sich aber heraus, dass Porzellan weit weniger auf beispielsweise Fruchtsäuren reagierte als die Edelmetalle. So veränderte sich allmählich die höfische Tafelkultur und anstelle von Gold- oder Silbergeschirr wurde der Tisch immer häufiger mit Porzellan eingedeckt. Gleichzeitig entwickelte sich Porzellan zum idealen Geschenk. Das edle Material war sehr geschätzt und ein eigens für den Beschenkten angefertigtes Tafelservice oder Kunstobjekt konnte die persönlichen und diplomatischen Beziehungen zum Schenkenden nachhaltig verbessern.
Im 19. Jahrhundert entstand im Fichtelgebirge ein weiteres Zentrum der Porzellanherstellung. Im Norden Bayerns war Kaolin in großen Mengen vorhanden und so wurden zahlreiche Manufakturen gegründet. Die Fichtelberger Porzellanmanufakturen waren dann auch die ersten, die Maschinen einsetzten.
Im Unterschied dazu wurde etwa in der Gegend um Meißen oder in Berlin in Handarbeit gefertigt. Die Technisierung im Fichtelgebirge machte es möglich, Porzellangegenstände schneller, in größeren Mengen und vor allem kostengünstiger herzustellen. So entwickelte sich Porzellan im Laufe der Zeit zu einem erschwinglichen Gut, das heute zum Standard in Haushalten gehört.
Der Name Porzellan
Anders als das Material ist die Entstehung des Namens nicht ganz so fein und edel. Den Ausgangspunkt bildet die Kaurischnecke. Die Kaurischnecke lebt in tropischen Gewässern, wird bis zu 20 cm groß und diente früher in Asien, in der Südsee und in Afrika oft als Zahlungsmittel.
Weil das Gehäuse der weißen Kaurischnecke wie Porzellan aussieht, wird auch von der Porzellanschnecke gesprochen. Die Form des Scheckengehäuses wiederum erinnert an das weibliche Geschlechtsorgan. Als Marco Polo Porzellan von einer seiner Chinareisen mitbrachte, dachten die Europäer, dass zerstampfte und gemahlene Gehäuse der Kaurischnecke den Rohstoff für das weiße Material lieferten.
Im Italienischen hieß eine Vokabel für das weibliche Geschlechtsorgan “porcellano”. Abgeleitet von der Form und der vermuteten Herkunft, bekam das neue Material so den Namen “porcellana”, auf Deutsch Porzellan.
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