Ton marmorieren statt glasieren
Ton ist in verschiedenen Farben und unterschiedlichen Körnungen erhältlich. Durch den verwendeten Ton und die Form des Objekts wirkt eine Tonarbeit an sich schon dekorativ. Für den Feinschliff sorgt aber vielfach noch eine Glasur, die dem kleinen Kunstwerk sein endgültiges Aussehen gibt. Das Glasieren ist aber gar nicht immer unbedingt notwendig. Stattdessen kann nämlich auch mit marmoriertem Ton gearbeitet werden.

Inhalt
- 1 Marmorieren statt glasieren
- 2 Ton marmorieren – so geht‘s – Anleitung
- 3 Das marmorierte Werkstück glasieren
- 4 Marmorierten Ton mittels Schlagtechnik verarbeiten
- 5 Marmorierter Ton: Materialwahl, Sicherheit und perfekte Ergebnisse
- 5.1 Sicher schleifen: so bleibt die Oberfläche edel – ohne Risiko
- 5.2 Farbgestaltung: drei Wege zum individuellen Marmor
- 5.3 Risse vermeiden: Verkleben, Komprimieren, Feuchte angleichen
- 5.4 Trocknung & Formstabilität: langsam ist schneller
- 5.5 Brennablauf in der Praxis
- 5.6 Funktionsgeschirr: wann glasieren – wann nicht?
- 5.7 Varianten über die Platte hinaus
- 6 Mini-Checkliste: marmorierter Ton (vom Reststück zum Lieblingsstück)
Marmorieren statt glasieren
Viele Bastler und Hobbykünstler bringen die Marmoriertechnik mit Papier in Verbindung, einigen ist das Marmorieren auch im Zusammenhang mit dem Filzen ein Begriff.
Aber auch Ton lässt sich marmorieren, indem Tone in verschiedenen Farben miteinander vermischt werden. Tonobjekte, die aus einer solchen in sich gemusterten Tonmasse geformt wurden, sehen sehr ansprechend aus und können deshalb aus optischen Gründen guten Gewissens auf eine Glasur verzichten.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Werkstücke nach dem Trocknen platzsparend im Brennofen gestapelt werden können, denn da die Glasur fehlt, können sie nicht zusammenkleben.
Somit passen mehr Objekte auf einmal in den Ofen, was den Brand insgesamt kostengünstiger macht. Möchte der Töpfer dennoch nicht auf eine Glasur verzichten, kann er seine marmorierten Werkstücke transparent glasieren.
Ton marmorieren – so geht‘s – Anleitung
Marmorierten Ton gibt es im Fachhandel gebrauchsfertig zu kaufen. Allerdings kann der Töpfer seinen Ton auch selbst marmorieren. Dies ist nicht sonderlich kompliziert und ganz nebenbei eine hervorragende Möglichkeit, um kleinere Tonreste zu verwerten.
Die Vorgehensweise dabei gestaltet sich wie folgt:
· Zunächst wählt der Töpfer den Ton aus. Für das Marmorieren wird Ton in mindestens zwei verschiedenen Farbtönen benötigt, es können aber natürlich auch mehrere Farben miteinander kombiniert werden.
Wichtig ist lediglich, darauf zu achten, dass die Tone alle die gleiche Körnung haben. Andernfalls kann es passieren, dass die Tone verschieden schnell schwinden, was wiederum Risse zur Folge haben könnte.
· Aus den Tonmassen werden nun Platten geformt. Die Platten müssen nicht die gleiche Stärke haben, sollten aber etwa gleichgroß sein.
· Die Tonplatten in den verschiedenen Farben werden jetzt aufeinandergestapelt. Anschließend werden die Platten gut zusammengedrückt, so dass ein recht fester Tonblock entsteht. Eine andere Möglichkeit besteht darin, eine Rolle aus den Tonplatten zu formen. Dazu werden entweder recht dünne Tonplatten geformt, aufeinandergelegt und aufgerollt oder die Tonplatten werden nacheinander aufgewickelt.
· Als nächstes wird eine Scheibe von dem Tonblock oder der Tonrolle abgeschnitten. Die Scheibe darf dabei nicht zu dünn sein, 2cm sind das absolute Minimum.
· Die abgeschnittene Scheibe wird dann vorsichtig mit dem Nudelholz gewalzt. Durch das Rollen verformen sich die Tonstreifen und das Marmoriermuster entsteht.
· Der Ton kann nun verarbeitet werden, am besten eignet sich hierbei die Plattentechnik. Das fertige Werkstück muss nun trocknen.
· Bevor die getrocknete Töpferarbeit in den Brennofen kommt, wird sie mit Schleifpapier geschliffen. Dadurch wird das Muster erst richtig sichtbar.

Das marmorierte Werkstück glasieren
Soll das Werkstück nach dem Brennen doch noch glasiert werden, bietet sich eine transparente Glasur an, die das Muster zusätzlich unterstreicht.
Wichtig ist aber, die Glasur nur dünn aufzutragen, damit sie nach dem Brand nicht weiß wird. Die meisten Glasuren werden in einer Konsistenz verarbeitet, die in etwa Kondensmilch entspricht. Eine Transparentglasur sollte jedoch ein wenig dünnflüssiger sein.
Ratsam ist deshalb, die Glasur auf einem Musterstück auszuprobieren. Sollte sie stellenweise oder komplett in Weiß ausbrennen, muss noch etwas Wasser hinzugefügt werden.
Wichtig für ein ansprechendes Ergebnis ist außerdem, dass die Transparentglasur sehr gleichmäßig aufgetragen wird.
Dies wiederum gelingt am einfachsten, wenn die Töpferarbeit kurz in die Glasur getaucht und anschließend so gehalten oder hingestellt wird, dass die überschüssige Glasur abtropfen kann.
Marmorierten Ton mittels Schlagtechnik verarbeiten
Für marmorierten Ton bietet sich die Plattentechnik an, was schlichtweg daran liegt, dass im Zuge der Herstellung automatisch Platten entstehen.
Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, wie Ton marmoriert und zu beispielsweise einem Gefäß oder einer Vase verarbeitet werden kann. Begonnen wird wie oben beschrieben, also indem Tonplatten in verschiedenen Farben aufeinandergestapelt und gut zusammengedrückt werden.
Von dem entstandenen Tonblock wird dann ein quaderförmiges Stück abgeschnitten. In diesen Tonwürfel wird nun mittig ein Rundholz, ein Kantholz, ein schlankes, hohes Kunststoffgefäß oder ein anderer Gegenstand hineingedrückt.
Wie groß der Gegenstand gewählt wird und wie tief er in den Ton gepresst wird, hängt davon ab, wie groß und tief das Innere des Werkstücks werden soll.
Um dem Gefäß oder der Vase seine Form zu geben, kommt eine stabile Holzleiste zum Einsatz. Mit dieser Holzleiste wird von außen gegen den Tonwürfel geschlagen.
Dadurch wandert die Tonmasse von unten nach oben, die Töpferarbeit gewinnt an Höhe und ihre Form entsteht. Gleichzeitig verbinden sich die verschiedenfarbigen Tonstreifen zu einem Muster.
Ist die Form fertig gestaltet, wird der Gegenstand in der Mitte vorsichtig herausgezogen, das Objekt nach dem Trocknen abgeschliffen, danach gebrannt und transparent glasiert.

Marmorierter Ton: Materialwahl, Sicherheit und perfekte Ergebnisse
Welche Tonsorten eignen sich – und welche Kombinationen nicht?
Für marmorierte Effekte kannst du Irdenware-, Steinzeug- oder Porzellan-Massen verwenden. Entscheidend ist, dass die Brennbereiche, Schwindung und Schamotte-Körnung zusammenpassen. Unterschiedliche Schwindwerte führen bei gemischten Platten häufig zu Laminierungsrissen – die Risse laufen dann genau entlang der Farblagen.
Prüfe deshalb immer die Herstellerangaben und bleib innerhalb eines Systems (z. B. nur Steinzeug-Massen gleicher Körnung).
Praxis-Tipp: Wenn du zwei Massen kombinierst, erstelle kleine Testkärtchen (je 10 × 10 cm), schrüh sie, brenn sie im geplanten Glasurbrand – und bewerte Risse/Verzug, bevor du an große Stücke gehst.
Sicher schleifen: so bleibt die Oberfläche edel – ohne Risiko
Beim Trockenschliff entsteht feiner Quarzstaub. Schütze dich mit FFP2-Maske und schleife am besten nass (z. B. mit feineren Diamantschwämmen). Das reduziert Staub und sorgt für satinierte, klare Muster.
Nach dem Glasurbrand lassen sich Fußringe nass entgraten – niemals trocken anschleifen.
Farbgestaltung: drei Wege zum individuellen Marmor
- Gebrauchsfertige Farbmasse: Einfach, reproduzierbar, ideal für Einsteiger.
- Eigene Farbmasse ansetzen: Einen Teil deiner Grundmasse mit Keramikpigmenten (z. B. Mason Stains) einfärben. Starte mit kleinen Mengen und teste die Brennfarbe – Pigmente verhalten sich je nach Temperatur unterschiedlich.
- Porzellan – Nerikomi/Neriage: Dünn geschichtete, präzise Musterblöcke („Canes“) werden geschnitten und zu Gefäßen aufgebaut. Das ist die feine Variante der Marmorierung – in der westlichen Keramik oft als Agateware bezeichnet.
Hinweis: Je stärker du walzt und knetest, desto weicher (und feiner) wird das Muster. Für markante Adern: Weniger walzen, früh verarbeiten.
Risse vermeiden: Verkleben, Komprimieren, Feuchte angleichen
- Feuchte angleichen: Platten nur bei ähnlicher Feuchte stapeln und verarbeiten.
- Verbinden: Kontaktflächen anrauen (Scoren) und mit Schlicker aus derselben Masse benetzen.
- Kompression: Kanten beim Aufbauen mit dem Rippenwerkzeug komprimieren – das „verschließt“ die Farblagen.
- Wedging: Vor dem Schichten leicht spiral- oder stack-wedgen, um Lufteinschlüsse zu vermeiden, ohne das Muster zu verwischen.
Trocknung & Formstabilität: langsam ist schneller
Marmorierte Platten trocknen gleichmäßig und langsam. Decke sie locker mit Folie ab, drehe sie täglich und lege sie auf Gips- oder Holzplatten, damit die Feuchte von beiden Seiten entweicht. Böden flacher Schalen von Beginn an leicht komprimieren, so reduzierst du Schüsselbildung.
Brennablauf in der Praxis
- Schrühbrand: trocken brennen (typisch im Bereich ~900 °C, abhängig von deiner Masse).
- Transparent glasieren (optional): Dünnflüssiger als „Kondensmilch“ anrühren, kurz tauchen, abtropfen lassen (zu dicker Auftrag führt zu milchigem Schleier). Teste die Konsistenz immer vorab am Musterstück.
- Glasurbrand: Im Brennbereich deiner Masse (z. B. Steinzeug ~1200–1250 °C, je nach Hersteller). Langsames Durchlaufen der Quarz-Umwandlung (~573 °C) beim Auf- und Abheizen senkt Spannungen.
Warum wird Transparentglasur manchmal weißlich? Häufig ist der Auftrag zu dick oder der Scherben gast noch aus. Lösung: dünner führen, länger ablüften lassen, ggf. leicht höhere Endhältedauer.

Funktionsgeschirr: wann glasieren – wann nicht?
Unglasierter, dichter Steinzeugscherben ist robust, nimmt aber etwas Feuchte auf. Für Becher, Schalen und Vasen empfiehlt sich innen eine glasklare Linerglasur – außen kannst du die marmorierte Oberfläche unglasiert lassen und nur den Fußring unglasiert halten. Für reine Deko-Objekte kannst du komplett auf Glasur verzichten.
Varianten über die Platte hinaus
- Nerikomi-„Canes“: Gezielte Muster wie Wellen, Spiralen oder „Holzmaserung“ als Block aufbauen, in Scheiben schneiden, zu Gefäßen fügen.
- **„Ziehen“ und Federn: In die frisch ausgewalzte Platte mit einem Stäbchen Linien ziehen und verwehen – ergibt organische Muster.
- Schlagtechnik (ergänzt): Arbeite rhythmisch mit der Holzleiste, kontrolliere regelmäßig Wandstärke und komprimiere außen. Bei hohen Gefäßen den Kern (Rundholz/Gefäß) in Etappen lösen, damit keine Unterspannung entsteht.

Mini-Checkliste: marmorierter Ton (vom Reststück zum Lieblingsstück)
- Gleiche Körnung, Schwindung, Brennbereich wählen
- Platten ähnlich feucht, scoren + Schlicker aus derselben Masse
- 2 cm Scheiben abschneiden, maßvoll walzen (Muster entscheiden!)
- Langsam, plan trocknen; Kanten komprimieren
- Nass schleifen, FFP2 bei Staubarbeiten
- Transparentglasur dünn und gleichmäßig – erst am Teststück prüfen
FAQ – die häufigsten Stolperfallen
Meine Platte reißt entlang der Farblagen.
Entweder Schwindungsunterschied der Massen, unzureichend verklebt, oder zu schnell getrocknet. Lösung: gleiche Massefamilie verwenden, scoren + Schlicker, langsamer trocknen.
Die Glasur wird trüb.
Auftrag war zu dick oder der Scherben noch feucht. Dünner anrühren, kurz tauchen, abtrocken lassen, am Musterstück testen.
Das Muster „verwischt“.
Du hast zu lange gewalzt/geknetet. Nächstes Mal früher stoppen – oder bewusst so planen, wenn du zarte Verläufe möchtest.
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