Töpfern Reparaturmasse – Glasurleim und Dichtungsmittel

Hilfsmittel beim Töpfern: Reparaturmasse, Glasurleim und Dichtungsmittel

Im Prinzip bedarf es nicht vieler Materialien, um zu töpfern. Strenggenommen reichen etwas Ton und eine gute Idee schon aus, denn zum Formen können die Finger verwendet werden. Aber natürlich können auch beim Töpfern verschiedenste Werkzeuge zum Einsatz kommen, angefangen bei Schneide- und Formwerkzeugen über Glasuren und Pinsel bis hin zur Töpferscheibe.

Töpfern Reparaturmasse - Glasurleim und Dichtungsmittel

Ähnlich wie Malmittel beim Malen gibt es zudem auch beim Töpfern einige Hilfsmittel, zu denen unter anderem Reparaturmasse, Glasurleim und Dichtungsmittel gehören.

Hilfsmittel beim Töpfern: Reparaturmasse

Reparaturmasse wird verwendet, um Beschädigungen auszubessern. Meist handelt es sich bei den Beschädigungen um Risse, die im Zuge des Rohbrands entstanden sind. Aber auch abgebrochene Teile können mittels Reparaturmasse wieder an der Töpferarbeit befestigt werden.

Je nach Hersteller kann es geringfügige Unterschiede bei der Verwendung von Reparaturmasse geben, grundsätzlich gestaltet sich die Vorgehensweise jedoch wie folgt:

  • ·         Als erstes wird der rohgebrannte Scherben von Staub befreit. Außerdem wird die Reparaturmasse gut durchgemischt und aufgerührt.
  • ·         Dann wird die Reparaturmasse so aufgetragen, dass die Risse ausgefüllt sind. Die Masse wird also nicht einfach nur auf die Töpferarbeit gestrichen, sondern in die Risse hineingedrückt. Soll ein abgebrochenes Teil angeklebt werden, wird eine kleine Menge der Masse auf beide Auflageflächen gegeben. Anschließend werden das abgebrochene Teil und die Töpferarbeit vorsichtig und mit mäßigem Druck wieder zusammengesetzt.
  • ·         Ist die Reparatur abgeschlossen, wird die überschüssige Masse entweder mit einem feuchten Tuch abgenommen oder vorsichtig abgeschliffen.
  • ·         Anschließend wird die Töpferarbeit mit einer Glasur überzogen und der Glasurbrand durchgeführt. Reparaturmassen sind dabei meist für Brenntemperaturen bis zu 1350 Grad geeignet.

Reparaturmassen können alkalische chemische Zusätze enthalten und daher leicht ätzend sein. Bei der Verwendung der Massen sollten deshalb die Haut und die Augen geschützt werden.

Hilfsmittel beim Töpfern: Glasurleim

Glasurleim wird zum einen als Bindemittel und zum anderen als Verdickungs- und Schwebemittel verwendet:

  • ·         Als Bindemittel fungiert Glasurleim als eine Art Klebstoff für Glasuren, Engoben und Farben. Dabei verhindert Glasurleim, dass sich die aufgetragene Glasur während des Glasurbrandes abrollt. Außerdem erhöht Glasurleim die Grifffestigkeit der Glasur auf dem Scherben. Soll eine noch nicht gebrannte Glasur mit Dekorfarben bemalt werden, sorgt Glasurleim dafür, dass die Farben nicht so leicht verwischen.
  • ·         Als Verdickungs- und Schwebemittel wird Glasurleim dünnflüssigem Tonschlicker hinzugefügt, um zu verhindern, dass sich schwerere Bestandteile der Glasur absetzen. Glasurleim kann aber auch zusammen mit einem Stellmittel verwendet werden, wobei der Glasurleim in diesem Fall die Wirkung des Stellmittels erhöht.

Glasurleim wird den Glasuren, den Engoben, der Masse oder dem Tonschlicker entweder in trockenem Zustand oder in Anmachwasser gelöst hinzugefügt.

In trockenem Zustand wird der Glasurleim jedoch nicht die ganze Zeit über mit gemahlen, sondern erst nach Abschluss des Mahlvorgangs beigemischt.

Wird der Glasurleim gelöst verwendet, wird die benötigte Menge in kaltes Wasser eingestreut. Anschließend wird das Anmachwasser regelmäßig durchgerührt und nach etwa einer halben Stunde ist die Lösung fertig.

Für Glasuren, Engoben und Dekorfarben wird meist eine 0,5- bis 2prozentige Lösung angesetzt, als Zugabe für Massen und Tonschlicker werden je nach gewünschter Viskosität Lösungen mit bis zu 2,5 Prozent verwendet.

Bei Glasurleim handelt es sich im Normalfall um ein organisches Produkt. Im trockenen Zustand ist Glasurleim praktisch unbegrenzt haltbar, im feuchten Zustand kann sich jedoch nach einiger Zeit Fäulnis bilden.

Eine Glasur oder Engobe wird dadurch zwar nicht beeinflusst, allerdings verliert der Glasurleim seine Bindewirkung. Deshalb ist es nicht ratsam, Lösungen oder versetzten Tonschlicker in größeren Mengen auf Vorrat zu lagern.

Töpfern Reparaturmasse - Glasurleim und Dichtungsmittel (1)

Hilfsmittel beim Töpfern: Dichtungsmittel

Dichtungsmittel wird verwendet, wenn Vasen und andere Gefäße wasserundurchlässig gemacht werden sollen. Dabei hinterlässt das Dichtungsmittel einen leichten, seidigen Glanz, verändert die Optik der Tonarbeit ansonsten aber nicht.

Bei der Verwendung von Dichtungsmittel sind die Anweisungen des Herstellers maßgeblich, im Allgemeinen wird jedoch folgendermaßen vorgegangen:

  • ·         Die Töpferarbeit, die abgedichtet werden soll, sollte nicht ganz kalt sein, sondern möglichst Zimmertemperatur haben. Außerdem muss das Werkstück trocken und staubfrei sein.
  • ·         Ist die Töpferarbeit nicht glasiert, wird das Dichtungsmittel pur oder mit nur wenig Wasser verdünnt verwendet. Handelt es sich um ein glasiertes Werkstück, wird eine Lösung aus einem Teil Dichtungsmittel und einem bis vier Teilen Wasser angemischt. Als Faustregel dabei gilt, dass das Dichtungsmittel umso stärker mit Wasser verdünnt werden muss, je feiner die Poren oder Risse sind.
  • ·         Nachdem das Dichtungsmittel sorgfältig aufgerührt wurde, wird es aufgetragen. Meist reicht es dabei aus, das Gefäß einmal gründlich auszuschwenken oder das Gefäß mit dem Mittel zu füllen und einen kurzen Moment stehen zu lassen.
  • ·         Das Dichtungsmittel dringt in die Poren und Risse ein. Nach dem Aushärten ist das Gefäß dann abgedichtet. Sollte auf der Glasur ein Film entstehen, ist dies ein Zeichen dafür, dass die Mischung mit zu wenig Wasser verdünnt war oder dass sie zu lange in dem Gefäß belassen wurde.

Vasen und Gefäße, die mit Dichtungsmittel behandelt wurden, dürfen nicht noch einmal gebrannt werden. Zudem wird Dichtungsmittel für dekorative Gefäße verwendet.

Für Töpfe, Schalen, Tassen und andere Gefäße, die mit Lebensmitteln oder heißen Getränken in Kontakt kommen, ist es nicht geeignet.

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Wann welches Hilfsmittel sinnvoll ist

  • Reparaturmasse: Für Risse, Abplatzer oder Bruchstellen im Biskuit (Rohbrand-Scherschen). Auch zum Ansetzen abgebrochener Teile geeignet, wenn die Passung exakt ist. Bei Greenware funktioniert eine schlickerbasierte „Mender“-Mischung oft noch besser, weil alles gemeinsam schrumpft.
  • Glasurleim (Bindemittel/Suspensionsmittel): Für dünnflüssige oder schlecht haftende Glasuren/Engoben/Dekorfarben, um Grifffestigkeit und Schwebefähigkeit zu erhöhen; auch nützlich, wenn Dekor auf roher Glasur gemalt wird.
  • Dichtungsmittel: Für dekorative Vasen und Gefäße, die wasserundurchlässig werden sollen – niemals für Tassen, Schalen oder Kochgeschirr.

Merksatz: Formstabil reparieren → Reparaturmasse.
Auftrag stabilisieren → Glasurleim.
Dekovase abdichten → Dichtungsmittel.

Kompatibilität & Brennfenster

Reparaturen halten dauerhaft, wenn Ton, Reparaturmasse und Glasur zusammenpassen:

  • Schrumpfung & CTE: Reparaturmassen sollten zum Tonkörper passen (ähnliche Schrumpfung). Zu große Unterschiede → Spannungen, Haarrisse oder Abplatzen.
  • Brenntemperatur: Achte auf das Brennfenster der Reparaturmasse (häufig bis 1.300–1.350 °C). Brenne nicht heißer, als die Masse verträgt.
  • Glasur-Fit: Nach Reparaturen Probestück glasieren und brennen. Zeigt die Glasur Craquelé (Crazing), ist die Glasurspannung zu hoch; bei Abplatzen (Shivering) zu niedrig.

Materialkunde kompakt: Was steckt drin?

  • Glasurleim (typisch CMC = Carboxymethylcellulose) erhöht Bindung und Viskosität. In 0,5–2 % (Glasuren/Dekor) bzw. bis 2,5 % (Massen/Schlicker) dosiert, wie von dir beschrieben – das ist ein bewährter Arbeitsbereich. Er kann mit Stellmitteln kombiniert werden, z. B. Bentonit/Veegum (1–3 %), um das Absetzen schwerer Partikel zu bremsen und das Auftragsverhalten zu verbessern.
  • Deflokkulanten wie Natriumsilikat (Wasserglas) oder Soda reduzieren Viskosität bei gleicher Feststoffmenge – nützlich für Gießschlicker oder wenn dünnflüssig gewünscht ist, nicht aber zum „Eindicken“.
  • Reparaturmassen bestehen aus fein gemahlenen Tonen/Kaolin, ggf. Flussmitteln und Bindern. Für Greenware kann Papierton (Paper Clay) als „reparaturfreundliche“ Alternative dienen, da Fasern Schrumpfspannungen abpuffern.

Töpfern Reparatur

Praxiskapitel: Vier typische Workflows

1) Haarriss im Biskuit schließen

  1. Riss öffnen (V-förmige Nut mit Messer/Feile anlegen), staubfrei machen.
  2. Reparaturmasse energisch einpressen, bis ein leichter Wulst steht.
  3. Glätten (feuchter Schwamm) oder nach dem Antrocknen bündig schleifen.
  4. Trocknen lassen, dann glasieren und im Glasurbrand brennen.
    Tipp: Ein dünner Auftrag Glasurleim auf dem Bereich kann das Abrollen der Glasur verhindern.

2) Abgebrochener Henkel ansetzen

  1. Kontaktflächen anrauen und schlickern (Schlicker = Ton + Wasser, ggf. mit etwas Glasurleim).
  2. Reparaturmasse beidseitig dünn auftragen, ansetzen und sanft andrücken.
  3. Verstärken: Eine schmale Wulst Reparaturmasse rund um die Fuge ziehen und glätten.
  4. Durchtrocknen, kleine Unebenheiten schleifen, glasieren, brennen.
    Prüfung: Nach dem Brand klopfen – ein heller Klang spricht für gute Bindung.

3) Glasurleim richtig einarbeiten

  • Lösung ansetzen (in kaltem Wasser einstreuen, mind. 30 min quellen, dann umrühren).
  • Dosierung: 0,5–2 % für Glasuren/Dekore; bis 2,5 % für Massen/Schlicker.
  • Reihenfolge: Erst mahlen/sieben, dann Glasurleim zugeben (wie von dir beschrieben).
  • Bei Sedimentation: + Bentonit/Veegum 1–3 %; bei zu hoher Viskosität: minimal verdünnen (sauber, kalt).

4) Dichtungsmittel sauber einsetzen (dekorativ)

  • Werkstück temperiert, trocken, staubfrei.
  • Unglasiert: pur bis leicht verdünnt; glasiert: Mischung 1 : 1 bis 1 : 4 (Mittel:Wasser) – je feiner die Poren, desto dünner.
  • Auftragen: Gefäß ausschwenken oder füllen, kurz stehen lassen, ausgießen.
  • Filmbildung = zu konzentriert oder zu lange im Gefäß gelassen.
  • Nie erneut brennen. Nur für dekorative Gefäße!

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Sicherheit, Lebensmittelkontakt & „kalte“ Reparaturen

  • Reparaturmassen können alkalische Zusätze enthalten → Haut- und Augenschutz tragen (Handschuhe/Brille), gut lüften.
  • Dichtungsmittel sind nicht lebensmitteltauglich. Für funktionale Keramik nur glasurbasierte Lösungen im passenden Brennbereich verwenden.
  • Kalte Klebungen (z. B. Epoxid) sind rein dekorativ; Hitze, Spülmaschine und Lebensmittel vermeiden.
  • Reste und Lösungen fachgerecht entsorgen; keine Schlämme in den Abfluss.

Troubleshooting: schnelle Ursachen–Lösungen

  • Glasur rollt ab → Oberfläche staubfrei, Glasurleim +0,2–0,5 %, Trocknung verlängern.
  • Pinholes/Nadellöcher → Langsamer brennen oder länger halten in der Entgasungsphase, Oberfläche staubfrei, zu dicke Glasurschicht vermeiden.
  • Riss kommt wieder → CTE-/Schrumpfungs-Mismatch prüfen; ggf. Glasur wechseln oder zweistufig brennen.
  • Sedimentation → Bentonit/Veegum 1–3 %, regelmäßig aufrühren, Glasurleim korrekt dosieren.

Dosierung & Mischungen

Dosierung & Kurzreferenz (Richtwerte)

  • Glasurleim (CMC): 0,5–2 % (Glasuren/Dekor), bis 2,5 % (Massen/Schlicker).
  • Stellmittel (Bentonit/Veegum): 1–3 %.
  • Deflokkulant (Natriumsilikat/Soda): Tropfenweise in Gießschlicker; Ziel = niedrige Viskosität bei hohem Feststoffgehalt (nicht zum Eindicken).
  • Reparaturmasse: Dünn und druckvoll einarbeiten; vollständig trocknen lassen, erst dann schleifen/glasieren.

Prüfungen vor dem Einsatz

  • Dichtigkeitsprobe: Wasser 24 h stehen lassen → Feuchtefleck? Mischungsverhältnis anpassen oder zweite Behandlung.
  • Saugfähigkeitstest: Tropfen auf Biskuit → Einziehen in 1–3 s ideal für viele Glasuren.
  • Abriebstest bei Dekor auf roher Glasur: Mit Fingerkuppe sanft reiben → Mit Glasurleim bleibt mehr Dekor stehen.

Checkliste – schnell abhaken

  • Oberfläche staubfrei?
  • Passung (Ton/Glasur/CTE) bedacht?
  • Reparaturmasse eingedrückt, nicht nur „aufgelegt“?
  • Glasurleim richtig gequollen und dosiert?
  • Trocknungszeiten eingehalten?
  • Testbrand bzw. Probestück gemacht?
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Maike Wetzold, Lehrerin für das Unterrichtsfach Werken, Tobias Naue (Keramikmeister), die Youtuberin Sevilart ( Kreativ- Deko- & Bastelvideos), sowie Ferya & Christian Gülcan, Betreiber/in und Redakteur/in dieser Webseite und Inhaber von koozal Design ( Kunst, Malerei, Import & Handel getöpfertes Kunsthandwerk), schreiben hier Wissenswertes zum Thema Töpfern, Ton und Keramik. Anleitungen, Übungen, Vorlagen und Fachwissen für Groß und Klein, sowie für Schule und Hobby.

Ein Gedanke zu „Töpfern Reparaturmasse – Glasurleim und Dichtungsmittel“

  1. Hallo Zusammen !
    Ich bin verzweifelt auf der suche nach einer Methode um meinen geliebten Ton Kochtopf zu reparieren.Er hat sich im Herdfeuer einige lange Haarrisse geholt.Der Topf wurde innen lasiert.Wie und womit kann Ich den Topf abdichten ? DIe Reperatur sollte logischerweise lebensmittelecht und hitzebeständig sein. Ich suche seit Stunden im Netz, in Shops und Blogs.Ich bin für jeden Tip dankbar.Liebe Grüße, Ilva aus dem Schwabenland.

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