Ton auf Glanz polieren – Infos und Tipps
Das Abschleifen der Oberflächen ist ein Vorgang, den der Werkstoff Ton nicht so richtig gut verträgt. Ist das Tonobjekt schon gebrannt und glasiert, kann ein vorsichtiges und behutsames Schleifen zwar dabei helfen, die Oberfläche so vorzubereiten, dass schadhafte Stellen ausgebessert oder Lackschichten aufgetragen werden können. Besser ist aber, die Töpferarbeit vor dem Brennen zu polieren. Durch das Polieren wird die Oberfläche einerseits verdichtet und geglättet.
Andererseits entsteht ein wunderschöner Glanz. Viele sind sogar der Ansicht, dass der Glanz einer polierten Töpferarbeit wesentlich schöner aussieht als der Glanz durch eine Glasur. Denn anders als bei einer Glasur, die als Schicht außen auf dem Ton sitzt, kommt der Polierglanz gewissermaßen von innen heraus und wirkt deshalb natürlicher.
Doch wie lässt sich Ton auf Glanz polieren? Hier sind Infos und Tipps!:
Inhalt
Ton auf Glanz polieren – die benötigten Hilfsmittel
Was der Töpfer zum Polieren verwendet, ist ein bisschen Geschmackssache. Grundsätzlich eignet sich jeder Gegenstand, der eine glatte und harte Oberfläche hat, sich gut handhaben lässt und so geformt ist, dass er sich der Form der Tonarbeit anpasst.
Viele Töpfer schwören auf Steine. Das können sehr glatte Kieselsteine oder Halbedelsteine sein. Unter den Halbedelsteinen sind Achate und Bergkristalle besonders beliebt. Beide gibt es als sogenannte Trommelware auf Märkten, in Schmuckgeschäften und in Online-Shops.
Wichtig ist, dass die Poliersteine eine absolut glatte Oberfläche ohne Risse oder sonstige Beschädigungen haben. Schließlich sollen sie den Ton polieren und kein Material abhobeln.
Andere Töpfer bevorzugen Löffel als Polierhilfen. Dabei muss es nicht unbedingt ein Silberlöffel sein. Ein ausgedienter Löffel aus Edelstahl oder einem anderen Metall erfüllt den gleichen Zweck. Etwas Vorsicht ist nur bei einer Tonmasse geboten, die weiß brennt. Hier würde ein Polierwerkzeug aus Metall nämlich zu unschönen, bräunlichen Verfärbungen führen.
Neben Stein und Metall kann auch mit Leder poliert werden. Einige Töpfer setzen außerdem einfach ihren Finger ein, den sie dafür mit einer Plastiktüte oder Frischhaltefolie umwickeln oder in einen Einweghandschuh stecken.
Um sich das Polieren etwas zu erleichtern und zu verhindern, dass der Ton zu schnell austrocknet, kommt ein Öl zum Einsatz. Bei dem Öl kann es sich zum Beispiel um Babyöl oder ein pflanzliches Speiseöl handeln. Letztlich ist so gut wie jedes Öl geeignet, nur Olivenöl und Mineralöle sollten nicht verwendet werden.
Ton auf Glanz polieren – so wird’s gemacht
Ton auf Glanz zu polieren, ist aufwendiger als eine Glasur aufzutragen. Für ein optimales Ergebnis muss der Töpfer Arbeit und Zeit investieren. Außerdem ist das Polieren ein Lernprozess, der Übung und Erfahrung erfordert.
Doch der Töpfer sollte sich nicht entmutigen lassen, wenn die ersten Versuche nicht so richtig gelingen. Denn früher oder später werden die Mühen mit wunderschönen Ergebnissen belohnt.
Für die genaue Vorgehensweise gibt es kein Patentrezept. Stattdessen kommt hier die Erfahrung ins Spiel. Einige Töpfer belassen es bei zwei Durchgängen, andere Töpfer polieren dreimal. Auch der Zeitpunkt, wann poliert wird, ist verschieden. Wir beschreiben deshalb die gängigste Methode, die der Töpfer natürlich abwandeln kann.
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Polierdurchgang im lederharten Zustand
Ist der Ton lederhart getrocknet, erfolgt die erste Politur. Bei diesem Durchgang geht es vor allem darum, die Oberfläche zu verdichten und vollkommen zu glätten. Dazu wird der Ton in kreisenden Bewegungen mit dem Polierwerkzeug bearbeitet. Wichtig dabei ist, nicht zu viel Druck auszuüben. Die Oberfläche soll zwar ganz glatt werden, das Objekt soll sich aber nicht verformen.
Bleiben auf der Oberfläche Rillen zurück, ist der Ton zu feucht. Dann mit dem Polieren noch etwas warten, bis der Ton trockener ist.
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und 3. Durchgang im fast trocknen Zustand
Wenn der Ton noch etwas weiter ausgehärtet und schon fast trocken ist, wird es Zeit für den zweiten Polierdurchgang. Jetzt steht im Vordergrund, den Oberflächenglanz zu erzeugen.
Dafür wird die Oberfläche zunächst dünn eingeölt, um sie noch einmal aufzubrechen. Das klappt gut, wenn eine dünne Folie über den Finger gestülpt, der Finger in Öl getunkt und das Öl dann wie bei einer Massage auf den Ton aufgetragen wird. Anschließend die eingeölte Oberfläche wieder Stück für Stück in kreisenden Bewegungen mit dem Polierwerkzeug bearbeiten.
Je nachdem, wie ausgeprägt der Glanz schon ist, kann noch ein dritter Poliergang folgen. Auch dabei wird die Oberfläche erst dünn eingeölt und danach poliert.
Der Schrühbrand
Nach dem Polieren muss die Töpferarbeit komplett durchtrocknen. Anschließend kann sie gebrannt werden. Dabei sollte der Brand bei maximal 950 Grad erfolgen. Schon ab etwa 900 Grad wird der mühsam polierte Glanz weniger.
Bei einer Temperatur über 950 Grad richten sich die Tonpartikel anders aus. Dadurch verschwindet der Glanz, die Oberfläche wird stumpf und die ganze Arbeit wäre umsonst.
Ist der Glanz nach dem Brand zwar ganz schön, könnte aber intensiver sein, kann Wachs weiterhelfen. Dazu eine sehr dünne Schicht Antik-Wachs auftragen und das Tonobjekt anschließend mit einem Tuch aus Baumwolle oder Leinen auf Hochglanz polieren.
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Ich habe noch nie vom Polieren der Tongefässe gehört. Eure Beschreibung macht mir Mut es auszuprobieren. Auch im höheren Alter lernt man immer dazu.