Basiswissen und Tipps zur Plattentechnik

Basiswissen und Tipps zur Plattentechnik

Je nachdem, was getöpfert werden soll, bieten sich verschiedene Techniken an. So eignet sich die Daumendrucktechnik beispielsweise gut, wenn Figuren und Gefäße entstehen sollen, während kleine Zierelemente und Dekorationen von Hand geformt werden können. Bei der Wulsttechnik wiederum wird der Ton zu dünnen Tonwürsten gerollt.

Basiswissen und Tipps zur Plattentechnik

Um die Töpferarbeit aufzubauen, werden die Tonwülste dann aufeinandergesetzt, mit Tonschlicker verklebt und auf der Innenseite zu einer glatten Fläche verstrichen.

Die Außenseite der Töpferarbeit kann ebenfalls geglättet werden, möglich ist aber auch, die Struktur aus aufeinandergesetzten Röllchen beizubehalten.

Die Wulsttechnik eignet sich im Prinzip für Gefäße und Objekte aller Art. Eine klassische Technik beim Töpfern ist das Drehen auf der Töpferscheibe, gleichmäßige Arbeiten auch in größerer Stückzahl lassen sich mithilfe der Gießtechnik anfertigen.

Für Schalen, Teller, Vasen und andere Gefäße, aber auch für Zierobjekte kann der Töpfer außerdem auf die Platentechnik zurückgreifen.

Wie diese umgesetzt wird, verrät die folgende Übersicht mit Basiswissen und Tipps zur Plattentechnik:

Was verbirgt sich hinter der Plattentechnik?

Die Bezeichnung lässt bereits erahnen, worum es bei der Plattentechnik geht. Bei dieser Form des Töpferns wird nämlich mit Tonplatten gearbeitet, die dann zum jeweiligen Objekt zusammengesetzt werden.

Nun würde aber eine dünne Tonplatte, die beispielsweise für eine höhere Vase senkrecht hingestellt wird, nicht senkrecht stehen bleiben.

Genauso würde sich bei einer Tonplatte, aus der eine Schale oder ein Teller entstehen soll und bei der die Kanten für einen Rand nach oben modelliert wurden, der Rand vermutlich wieder absenken.

Um dies zu verhindern, werden die Töpferarbeiten beim Aufbauen mit zusammengeknülltem Zeitungspapier, Papprollen und ähnlichen Hilfsmitteln gestützt.

Basiswissen und Tipps zur Plattentechnik (1)

Wie werden die Tonplatten angefertigt?

Im Fachhandel sind sogenannte Plattenschneider erhältlich, die es ermöglichen, Tonplatten in unterschiedlichen Stärken von einem Tonblock abzuschneiden. Der Töpfer kann sich aber auch mit Holzleisten behelfen, wenn er mehrere Tonplatten in gleicher Stärke von einem Tonblock abschneiden möchte.

Dazu setzt er links und rechts vom Tonblock mehrere gleichstarke Holzleisten aufeinander, schneidet dann mit einem Messer oder einer Tonschneideschnur eine Platte ab und entfernt anschließend auf jeder Seite eine Holzleiste, bevor er die nächste Platte abschneidet.

Aber selbstverständlich müssen die Tonplatten nicht zwingend von einem Tonblock abgeschnitten werden, denn auch aus Tonresten lassen sich Tonplatten anfertigen.

Dazu wird der Ton durchgeknetet und anschließend auf die Arbeitsfläche gelegt. Mit einem Nudelholz wird der Ton dann in die gewünschte Stärke ausgerollt. Auch hierbei erweisen sich Holzleisten übrigens wieder als wertvolles Hilfsmittel.

Legt der Töpfer die Holzleisten neben den Ton und rollt er mit dem Nudelholz über die Holzleisten, entsteht nämlich automatisch eine gleichmäßig starke Platte.

Die vorgefertigten Tonplatten sollten nach Möglichkeit nicht sofort verarbeitet werden, sondern je nach Objekt leicht oder lederhart trocknen.

In diesem Zusammenhang hat sich bewährt, die Tonplatten auf eine Unterlage aus Holz oder Gips zu legen und regelmäßig zu wenden, während sie antrocknen. Wird die Töpferarbeit zusammengesetzt, sollten die Tonplatten dann alle den gleichen Feuchtigkeitsgrad aufweisen.

Wie werden die Tonplatten verarbeitet?

Wie die Tonplatten verarbeitet werden, hängt davon ab, was daraus entstehen soll. Sollen Anhänger, Untersetzer, Teller und andere Objekte angefertigt werden, die nur aus einer flachen Platte bestehen, wird der Ton mit einem Messer in der entsprechenden Form ausgeschnitten.

Der Zuschnitt kann frei Hand oder mithilfe einer Schablone, die aufgelegt und vorsichtig nachgefahren wird, erfolgen.

Bei kleineren Objekten wie Anhängern können aber auch Ausstechförmchen für Plätzchen und ähnliche Gegenstände als Hilfsmittel zum Einsatz kommen. Wird hingegen ein Blatt, eine Tortenspitze oder ein anderes strukturiertes Material auf den Ton gedrückt, erhält die Tonplatte gleich ein Oberflächenmuster.

Soll aus der Tonplatte eine Schale werden, die zwar auch nur aus einer Tonplatte besteht, dafür aber einen modellierten Rand hat, wird der Ton ebenfalls zuerst zugeschnitten.

Dann wird der Rand geformt, indem er nach oben gebogen, an den Ecken umgeklappt oder anderweitig in Form gebracht wird. Anschließend wird Zeitungspapier, zusammengeknüllte Frischhaltefolie, eine Holzleiste, ein Stück Karton oder ein anderer Gegenstand so unterlegt, dass er Rand gestützt ist und in der modellierten Form erhalten bleibt.

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Setzt sich die Töpferarbeit aus zwei Tonplatten zusammen, werden zuerst die senkrechten Teile geformt.

Je nach gewünschter Form kommt dabei eine Papprolle, ein Karton, ein Glas oder ein anderer Gegenstand als Hilfsmittel zum Einsatz. Die Stütze wird mit Zeitungspapier oder Frischhaltefolie umwickelt, damit der Ton daran nicht anhaftet.

Dann wird die Tonplatte um die Stütze gelegt, an der Nahtstelle leicht angeraut, mithilfe von Tonschlicker verklebt und glatt gestrichen. Die senkrechten Teile sollten nun lederhart trocknen und werden danach auf die ebenfalls lederhart getrocknete Bodenplatte gesetzt.

Wichtig dabei ist, dass die senkrechten Teile tatsächlich immer auf die Bodenplatte montiert werden, damit ein rissfreies Trocknen sichergestellt ist. Beim Zusammensetzen werden die Verbindungsstellen angeraut und mit einer großzügigen Portion Tonschlicker verbunden.

Zusätzlich dazu sollte innen eine dünne Tonwulst in die Kante zwischen Boden und Wand gesetzt und verstrichen werden. Dies sorgt zum einen für eine stabilere Verbindung und senkt zum anderen das Risiko von Rissen in diesem Bereich.

Ist das Objekt geformt oder aufgebaut, kann es noch verziert werden, beispielsweise indem ein Muster eingeritzt, ein Dekor hineingedrückt, Motive herausgeschnitten oder Zierelemente mit Tonschlicker angeklebt werden.

Um Schwindungsrissen vorzubeugen, sollte die Töpferarbeit nun langsam trocknen. Die Stützen werden dabei entfernt, nachdem das Objekt abgestellt wurde. Ist die Töpferarbeit getrocknet, kann sie gebrannt und, sofern gewünscht, glasiert werden.

Tonplatten Schritt für Schritt

Plattentechnik vertiefen: Material, Stärke, Fügen & Finish

Welcher Ton eignet sich für die Plattentechnik?

Für Tonplatten haben sich steinzeug­haltige Tone mit Schamotte (Körnung 0,2–0,5 mm, 20–30 %) bewährt. Die Schamotte reduziert Verzug, gibt Kanten Halt und erleichtert das „Komprimieren“. Irdenware funktioniert ebenfalls, ist aber bei großen, flachen Formen etwas verzieh­anfälliger.

Achte auf:

  • Plastizität (lässt sich ohne Risse biegen?),
  • Schrumpfung (üblich 8–14 % je nach Masse),
  • Brennbereich (z. B. Steinzeug 1200–1280 °C, Irdenware 1020–1060 °C).

Praxis-Hinweis: Für große Teller/Platten lieber eine grob schamottierte Steinzeugmasse wählen; bei feiner Reliefarbeit darf die Schamotte etwas feiner und niedriger ausfallen.

Wie dick soll eine Tonplatte sein?

Als Faustwerte für lederharte Platten:

  • Kleine Anhänger/Untersetzer: 3–5 mm
  • Schalen/Teller Ø 20–28 cm: 5–7 mm
  • Große Platten/Objekte: 7–10 mm

Wichtig ist weniger der absolute Wert, sondern das Konsequent-Komprimieren:

Nach dem Ausrollen beide Seiten mit einer Metall- oder Gummirippe (Rippe) kreuzweise verdichten, Kanten mit der Rippe „schließen“. So richten sich Tonplättchen aus – das senkt Verzug und Rissrisiken.

Werkzeuge & Hilfsmittel (Kurz-Checkliste)

Plattenwalze/Slab Roller oder Nudelholz + Stärkenleisten, Drahtschneider, Fettling-Messer, Skalpell, Igelrad/Ritzwerkzeug, Rippen (Metall/Gummi/Holz), Schwamm, Gipsplatten/Holzplatten mit Baumwolltuch, Texturmatten, Papprollen, Gips-/Bisquitformen zum Drapieren, Tonschlicker, optional „Magic Water“ (z. B. Wasser + wenige Tropfen Natriumsilikat / Soda) für starke Klebeverbindungen.

Präzise zuschneiden & fügen

Für exakte Kanten an Kästen, Vasen oder Lampenschirmen arbeitest du mit Schablonen (fester Karton, Mylar, dünne Sperrholzplatten).

Beim Zusammenfügen:

  1. Rauen (Kreuzschraffur),
  2. Benetzen (Schlicker oder Magic-Water),
  3. Andrücken & Komprimieren,
  4. Innenseite verstärken: Eine dünne Tonwulst in die Naht legen und flach verreiben – das verteilt Spannungen.
    Für rechtwinklige Kanten hilft ein 45°-Gehrungsschnitt: Die Kontaktfläche vergrößert sich, die Naht „verschwindet“ sauber.

Drape Slump

Formen über Drape & Slump

Statt frei zu modellieren, kannst du Platten über Formen legen:

  • Drape (über die Form): z. B. Platte über eine Schüssel legen → glatte Außenseite.
  • Slump (in die Form): Platte in eine Gipsform legen → glatte Innenseite.
    Papier-/Schaum-Schablonen bringen Varianz: Ecken mit kleinen „Abnähern“ (Keilen) sauber überlappen, dann schließen – ähnlich wie beim Nähen.

Stabile Ränder & Fußringe

Ränder sind Spannungszonen.

Drei einfache Stabilitäts-Booster:

  • Gerollter Rand: 5–8 mm nach innen rollen und fest komprimieren.
  • Aufgesetzter Randstreifen: schmale Bandstreifen auf die Kante setzen, sauber einblenden.
  • Fußring (lederhart aufsetzen): erhöht die Form, mindert Verzug im Glasurbrand und schützt die Glasurfläche.

Trocknung ohne Verzug

Langsam und gleichmäßig – das ist die halbe Miete:

  • Auf Gips trocknen, regelmäßig wenden; große Flächen leicht gewölbt lagern (Minibrett unterlegen), damit sie nicht „durchhängen“.
  • Abdecken (Folie/Canvas) und Kanten nachfeuchten, wenn sie zu schnell vortrocknen.
  • Stützen erst entfernen, wenn die Form lederhart und selbsttragend ist.
  • Bei heiklen Teilen: Dampfkiste/Box (luftdichtes Behältnis mit leicht feuchtem Tuch) für sehr gleichmäßige Feuchteverteilung.

Oberflächenideen, die mit Platten glänzen

  • Sgraffito: Engobe auf lederhart, Motiv einritzen – klare Grafiken auf Tellern und Platten.
  • Mishima/Inlay: Linien einritzen, Kontrastengobe einfüllen, Überschuss nach Antrocknen plan abziehen.
  • Texturen & Monoprints: Spitze, Blätter, Linoldrucke, botanische Prägungen – Platten „merken“ sich jede Struktur.
  • Unterglasur & Wachs-Reserv: Kanten wachsresistieren, Unterglasur lasieren → scharfe Linien ohne Unterlaufen.
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Brennvorbereitung & Brennkurven

  • Schrühbrand: langsam anfahren, Haltephase im Quarzbereich (ca. 573 °C), damit Spannungen entweichen.
  • Glasurbrand: Teller/Platten plan auf Ofenplatten mit Kiln-Wash oder auf „Cookies“ (dünne, unglasierte Tonunterlagen).
  • Stützen/Riser unter langen Seiten vermeiden Durchhäng­er; Stilts nur bei Irdenware und unglasierten Fußringen dezent einsetzen.

Häufige Fehler & schnelle Lösungen

  • Haarrisse an Kanten → mehr Komprimieren, Schamottegrad prüfen, Nahtwulst innen setzen.
  • Naht reißt nach dem Brand → ungleicher Feuchtegrad der Teile; beide Bauteile auf gleiches Lederhart bringen.
  • Verzug großer Flächen → stärkerer Schamotteanteil, beidseitig komprimieren, langsam trocknen, im Brand plan unterstützen.
  • Schüsselrand sackt ab → Rand früh stabilisieren (gerollter Rand/Leiste), Stütze bis lederhart drunterlassen.

Maße planen: Schrumpfung berechnen

So kalkulierst du die finale Größe:

Endmaß = Nassmaß × (1 − Schrumpfung in Dezimalform)
Beispiel: 30 cm Rohmaß bei 12 % Schrumpfung → 30 × 0,88 = 26,4 cm Endmaß. Teste die reale Schrumpfung deiner Masse mit einer Schrumpfleiste.

Mini-Projekt: Rechteckige Tablettschale aus einer Platte

Ziel: Flaches Tablett mit stabilen, leicht hochgezogenen Rändern (perfekt für Einsteiger, schnell gemacht).

  1. Platte ausrollen (Stärke 6–7 mm), beidseitig komprimieren.
  2. Rechteck zuschneiden (z. B. 28 × 20 cm) + vier Eck-Abnäher (kleine 45°-Dreiecke) wegschneiden.
  3. Ränder anheben, Eckkanten rauen + schlickern, sauber schließen; innen eine dünne Tonwulst in jede Ecke legen und verreiben.
  4. Rand komprimieren (Rippe außen/innen).
  5. Auf Gips mit leichter Stütze unter dem Rand antrocknen lassen; Kanten bei Halbtrockenheit mit Schwamm brechen.
  6. Schrühen, Unterglasur/Glasur aufbringen, Glasurbrand (formgerecht stützen).

FAQ – schnelle Antworten für die Praxis

Welche Plattenstärke ist ideal für Teller?
Meist 5–7 mm; bei sehr großen Tellern 7–9 mm und konsequent komprimieren.

Wie verhindere ich Verzug?
Schamottierter Ton, beidseitiges Verdichten, gleichmäßiges Trocknen auf Gips, Stützen erst spät entfernen, im Brand plan lagern.

Was klebt besser: Schlicker oder „Magic Water“?
Beides funktioniert. Wichtig sind gute Riefen, gleicher Feuchtegrad und Druck/Kompression. „Magic Water“ lohnt bei langen Nähten oder stark beanspruchten Kanten.

Wann setze ich einen Fußring?
Bei lederhart: Fußring aufsetzen oder aus der Unterseite schneiden; das stabilisiert und schützt die Glasur im Brand.

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Maike Wetzold, Lehrerin für das Unterrichtsfach Werken, Tobias Naue (Keramikmeister), die Youtuberin Sevilart ( Kreativ- Deko- & Bastelvideos), sowie Ferya & Christian Gülcan, Betreiber/in und Redakteur/in dieser Webseite und Inhaber von koozal Design ( Kunst, Malerei, Import & Handel getöpfertes Kunsthandwerk), schreiben hier Wissenswertes zum Thema Töpfern, Ton und Keramik. Anleitungen, Übungen, Vorlagen und Fachwissen für Groß und Klein, sowie für Schule und Hobby.

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